Das Alte Spital
Das Alte Spital in Brig ist ein herausragendes Baurelikt der «Boomjahre» nach dem Bau des Simplontunnels. Als dieser 1906 in Betrieb genommen wurde, schloss auch das damalige Tunnelspital beim Schulhaus seine Türen. Brig und das ganze Oberwallis standen vor der unbefriedigenden Situation, dass die Region über keine zeitgemässe Gesundheitsinstitution mehr verfügte. Das aus dem Mittelalter stammende Antoniusheim in der oberen Burgschaft konnte diese Funktion nicht mehr übernehmen. Der geplante Bau des Lötschbergtunnels brachte die Lösung: Für dieses Werk wurde erneut ein Spital benötigt. Der damalige Stadtpräsident von Brig, Dr. Hermann Seiler, und der Arzt und Ratskollege Dr. Peter Tschieder nahmen den Steilpass auf und realisierten das «Oberwalliser Kreisspital» innert der Rekordzeit eines Jahres. Im Mai 1908 wurde gemäss Ratsprotokoll «das Programm der Einweihung angelobt und gutgeheissen».
Die Geschichte um den Bau des Alten Spitals liest sich wie ein Roman. Nachdem die Bahngesellschaft mit Sitz in Paris der Stadt Brig für den Bau der Lötschberglinie im Februar 1907 einen Beitrag von Fr. 50’000.– in Aussicht stellte, sofern diese «innert nützlicher Frist» einen neuen Spital bauen würde, schrillte beim damaligen Briger Stadtpräsidenten Dr. Hermann Seiler die Alarmglocke. Zusammen mit dem Arzt und Ratskollegen Dr. Peter Tschieder vergewisserten sie sich bei den Präfekten und bei allen Oberwalliser Gemeinden um die finanzielle Unterstützung für ein solches ehrgeiziges Projekt. Die rasch einberufene Urversammlung stimmte ebenfalls zu und der dafür benötigte Boden wurde zur Verfügung gestellt. («Das Terrain wird von der Gemeinde offeriert.»). Innert vier Wochen erteilte der Staatsrat des Kantons Wallis die Bewilligung. Wenige Tage später trat der bewährte Bauunternehmer Rossi in Aktion: Zusammen mit Hundertschaften italienischer Arbeiter errichtete er innert acht Monaten ein Spital, dessen Stattlichkeit heute noch zu bewundern ist. Während Jahrzehnten erfüllte es seine Aufgabe zum Wohle der Oberwalliser Bevölkerung, bis es in den 1970-Jahren durch einen Neubau ersetzt wurde. Zukunftsglaube, Überzeugung, Hartnäckigkeit und Herzblut für die Sache ermöglichten diese Pionierleistung.