Brig

Bruderschaft Osterlamm

Alljährlich versammelt sich eine traditionsreiche Männerrunde am Ostermontag im Rittersaal des Stockalperschlosses zu einer erlesenen Tafel. Die Rede ist von der «Bruderschaft zum Osterlamm», welche sich vermutlich bereits von 1776 an zusammenfand, deren offizielle Gründung aber gemäss Protokoll erst 1786 erfolgte. Damals gehörten die Osterlammbrüder fast ausschliesslich den Spitzen der geistlichen und weltlichen Behörden aus dem Zenden Brig an. Die Bruderschaft verfolgte den Zweck, am österlichen Friedensfest ihre Mitglieder bei «frohem Mahle und lustigem Becherklang» zu vereinen und ihnen Gelegenheit zu bieten, allfällige «Misshelligkeiten» durch freie und offene Aussprache zu heben.
Die Tradition des Osterlamms hat sich bis heute erhalten. Waren es zunächst ausschliesslich geistliche und weltliche Behörden, ergänzt durch Offiziere in fremden Diensten, so hat sich die Mitgliedschaft im Lauf der Zeit weit geöffnet und widerspiegelt nun das breite berufliche und gesellschaftliche Spektrum der heutigen Zeit. Jedes Jahr laden jeweils drei Mitglieder ein und berappen die nicht unbedeutende Zeche. Sie finanzieren dabei gleichzeitig eine eigene Stiftung, welche karitative und kulturelle Projekte in der Region unterstützt. Das «Osterlamm» folgt einem genauen Ablauf sowohl was die aufgetragenen Speisen und dazu passenden Weine als auch die Reihenfolge der Traktanden und der üblicherweise geistreichen Reden inklusive musikalischer Beigaben betrifft. Der Anlass beginnt mit einer Messe in der Sebastianskapelle und endet mit dem «Satisfecit» an die Gastgeber im Rittersaal des Stockalperschlosses vor Einbruch der Dämmerung. Als «elitäre Männergesellschaft» war das Osterlamm natürlich immer wieder Zielscheibe von Kritiken. Glücklicherweise prallen diese aber am toleranten Briger Geist ab. Wieso in aller Welt soll es anrüchig sein, sich in einer reinen Männerrunde (oder einer reinen Frauenrunde) zu treffen, um genüsslich ­gemeinsam ein Mahl einzunehmen? Und was ist daran falsch, wenn sich die Osterlammbrüder mit dem Geld ihrer Mitglieder für karitative und kulturelle Projekte einsetzen? Oder ist es am Ende der älteste Walliser, der Neid, der Kritiker auf den Plan ruft? Brigerinnen und Briger wissen diese Fragen leicht zu beantworten. Abgesehen davon, besteht auch für Nicht-Mitglieder die Möglichkeit zur Teilnahme. Den jeweiligen Gastgebern steht ein Kontingent an Gästen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zu, die sie zu diesem Anlass der besonderen Art einladen dürfen.

800 Jahre Brig – Bruderschaft Osterlamm