Die Bierbrauerei
Der Kanton Wallis verfügt über das grösste Rebbaugebiet der Schweiz; der Wein ist tief in der regionalen Tradition verwurzelt. Kaspar Stockalper liess deshalb in seinem Garten auch einen Rebberg anlegen, der bei der Neugestaltung des Gartens wieder seinen ursprünglichen Platz fand. Ebenso wird in Brigerbad die Rebkultur gepflegt. Es gab in Brig aber auch eine Bierbrauerei, obwohl sich die Behörden des Kantons mit Bier schwer taten. Im 19. Jahrhundert soll der Staatsrat in einem Dekret sogar Herstellung, Verkauf und Konsum von Bier verboten haben, um den heimischen Weinabsatz zu fördern.
Die Briger Bierbrauerei befand sich in der unteren Burgschaft in einer Liegenschaft mit mehreren Kellerstockwerken. Das Eis zur Kühlung des Biers stammte vom Kaltwassergletscher am Simplon und wurde mit Pferdefuhrwerken und Schlitten in die Kellerräume der Briger Burgschaft transportiert. Die Kühlung mit Gletschereis war vor der Erfindung von Kühlapparaten weit verbreitet. Für die alpine Wirtschaft waren die Verarbeitung des Eises und der Transport nicht unbedeutend. Der Kaltwassergletscher konnte über die napoleonische Simplonstrasse überdies relativ leicht mit Fuhrwerken erreicht werden. Dabei spielte natürlich auch eine Rolle, dass die Gletscher im 19. Jahrhundert ein mehrfaches Volumen gegenüber heute aufwiesen. Mit Bittprozessionen versuchte man gar, das Vordringen der Eismassen zu bremsen. Heute ziehen sich die Gletscher bekanntlich zurück und die gewaltigen Wasserspeicher schwinden. Wenigstens werden sie nicht mehr für die Kühlung von Bier benötigt – und die Briger Bierbrauerei gehört auch der Vergangenheit an.